Arbeitszeugnis: Geheimcodes & Co

Thomas LetschThomas Letsch

Laut Arbeitsrecht kannst du von deinem Arbeitgebenden jederzeit ein Zeugnis verlangen. Die darin gemachten Aussagen müssen wahr und wohlwollend sein. Deshalb lesen wir in Zeugnissen immer wieder Formulierungen, die zwar nett klingen, aber genau das Gegenteil meinen.

Unsere Arbeitszeugnisprofis verraten dir, worauf es bei einem guten Arbeitszeugnis ankommt und bei welchen Formulierungen du genauer hinschauen solltest.

Was gehört in ein Arbeitszeugnis?

Ein vollständiges Arbeitszeugnis macht Aussagen zu:

Aufgabenbeschrieb
Fachwissen
Leistungs- und Verhaltenseigenschaften wie:

  • Selbständigkeit

  • Zuverlässigkeit

  • Engagement / Motivation

  • Belastbarkeit

  • Effizienz

  • Flexibilität

  • Hilfsbereitschaft / Teamfähigkeit

  • Loyalität / Vertrauenswürdigkeit

  • Freundlichkeit

  • Bei Führungspositionen: Führungsqualitäten

Und schliesst mit

  • einer Dankes- und Grussformel sowie

  • den Unterschriften von Vorgesetzten und HR.

Das Verhalten

Wichtig ist, dass dein Verhalten gegenüber allen Personen beurteilt wird, mit denen du zu tun hattest. In der Praxis liest du oft den Standardsatz:

Sein/Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Mitarbeitenden und Kunden war jederzeit freundlich, zuvorkommend und korrekt.

Bei dieser Formulierung kannst du davon ausgehen, dass dein Verhalten gut bzw. nicht zu beanstanden war. So wird es auch der/die Recruiter:in lesen.

Die Geheimcodes

Eines vorweg: Oft werden Aussagen im Zeugnis falsch verstanden, weil sie «ungeschickt» formuliert sind. Dies kann dazu führen, dass eine Formulierung als Geheimcode eingestuft wird, obwohl dies nicht die Absicht des Verfassers war.

Steht in deinem Arbeitszeugnis allerdings einer der folgenden Sätze, solltest du hellhörig werden:

  • «Er/Sie hat sich stets bemüht, seine/ihre Aufgaben so gut als möglich zu erledigen.»

  • «Er/Sie war immer fleissig.»

  • «Er/Sie bemühte sich um ein gutes Verhältnis zu den Arbeitskolleginnen und -kollegen.»

  • «Er/Sie arbeitete zu unserer vollen Zufriedenheit.»

  • «Er/Sie arbeitete weitgehend selbständig.»

  • «Er/Sie erreichte meistens gute Resultate.»

Diese Aussagen können auf eine ungenügende Arbeitsleistung hindeuten und sind deshalb für deine berufliche Zukunft problematisch. Suche in diesem Fall das Gespräch mit deinem/deiner Arbeitgeber:in und lasse die betreffende Formulierung ändern.

Eine Lücke sagt mehr als 1000 Worte

Auch das Fehlen von Aussagen über gewisse Leistungseigenschaften, das Verhalten oder eine fehlende Schlussformel können als versteckte Codes interpretiert werden. Wird im Zeugnis keine oder nur eine unvollständige Aussage zu den genannten Inhaltspunkten gemacht, kann der/die Lesende das als bewusstes Schweigen interpretieren und negativ werten.

Das Beste kommt zum Schluss

Damit du eine konkrete Vorstellung hast, wie ein gutes bis sehr gutes Arbeitszeugnis für eine:n Angestellten im kaufmännischen Bereich aussehen sollte, findest du hier ein Beispiel.

Enthält dein Zeugnis wirklich keine Geheimcodes? Geh mit uns auf Nummer sicher.

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